Bordküche mit reiner Muskelkraft

Die Zwei-Mann-Besatzung der Maha Nanda ist so durchtrainiert wie noch nie. Kein Gramm Fett, Körper wie gemeißelt, reine Muskelmasse. Okay, okay, ich neige wieder mal zur Übertreibung, zudem mir fällt gerade ein, dass ihr ja sicher schon ein paar Fotos von uns gesehen habt. Fotos sagen mehr als Tausend Worte (außer sie sind photogeshopt), daher geb‘ ich zu: Stählern sind unsere Muskeln vielleicht nicht, aber immerhin… wir sind auch nicht gerade schlecht in Form. Für unser Alter.

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Das Schönste an unserer körperlichen Formgebung ist: Wir haben (meistens) Spaß dabei. Auf unserem Boot gibt’s keine elektrischen Winschen und schon gar keine Assited Sail Trim, stattdessen arbeitet die Mannschaft hier mit Muskelkraft. Zwar gibt’s fürs Dinghi einen Außenborder, aber für kurze Strecken kommt das Paddel zum Einsatz. Einsames Training am Rudergerät im Wohnzimmer, kollektives Schwitzen und öffentlich-freiwillige Qual im Fitnessstudio? Brauchen wir nicht, wollen wir nicht.

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Als wäre es mit der Segelei nicht genug, wird mein Bizeps auch in der Pantry trainiert. Schuld daran sind die Kochgeräte auf Maha Nanda, denn die sind allesamt für stromlose Zeiten angeschafft worden. Stimmt, theoretisch könnte ich ja im Hafen mit Landstrom fröhlich mit der Allzweck-Küchenmaschine rühren, mixen, zerkleinern, kneten, passieren, faschieren, schneiden… und was weiß ich, was noch alles möglich wäre. Theoretisch. Praktisch musste mich aber entscheiden, denn Platz ist nicht in der kleinsten Hütte – äh Pantry. Irgendwie ist diese mit ein paar Töpfen, Tellern, Gläsern und Schüsseln schon ziemlich vollgeräumt.

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Allerdings muss ich ja auch nicht täglich für eine Fußballmannschaft kochen sondern meistens nur für den Captain und mich und ersterer ist bekanntermaßen essentechnisch der umkomplizierteste aller Ehemänner (so lange ich ihm nicht Grießschmarrn oder Topfenknödel vorsetze) und isst alles, was die Bordküche hergibt.

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Gerichte, die hervorragend den Bizeps stärken, sind zum Beispiel Pizza, Eiernockerl, Omelett und Kuchen. Je länger gerührt, umso feiner das Essen und umso gestählter meine Oberarme. Ihr seht: Kuchen ist die perfekte Methode gegen den in der Damenwelt so gefürchteten Winkemuskel. (Für Männer unter den Lesern: Das ist der Trizeps, der sich irgendwann im Laufe der Lebensjahre verselbstständigt und beim Winken diametral zur Winkrichtung mitschwingt.)

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Für Christophs Geburtstagskuchen hab ich vollen Körpereinsatz gezeigt und einen Schlagoberskuchen gebacken. Dafür musste ich erst ein Viertel Obers steif schlagen, dann Eiklar schlagen, dann Dotter mit Zucker, Vanillezucker und Backpulver mit dem Obers verrühren und zum Schluss Eiklar und Mehl unterheben. Ein wunderbarer Muskeltrainingskuchen – kann ich nur empfehlen.

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In den vergangenen zehn Monaten an Bord hat es sich nicht geändert: Meine Liebe zum Essen ist um ein Vielfaches größer als jene zum Kochen, daher bevorzuge ich nach wie vor die schnelle Küche – auch wenn ich eigentlich oft genug Zeit für ausgiebige Koch-Orgien hätte. Daher gibt’s jetzt ein Rezept, das alle Vorteile in sich vereint. Schnell, gesund, muskelstärkend und indisch.

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Masala Omelett (als Hauptgericht für zwei Personen, reicht für vier Omelette)

6 Eier

1 Tomate

1/2 Paprika

2 Frühlingszwiebel oder 1 Porree

2 cm Ingwerwurzel

1 Bund Koriandergrün

1/2 TL Cumin

1/2 TL Kurkuma

2 Chilis

1/8 TL Asafötida

Salz

2 EL Ghee (Butterschmalz)

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Gemüse kleinschneiden, Koriander hacken, Ingwer fein reiben, Eier trennen, Eiklar fest schlagen, Dotter mit Gewürzen, Ingwer und Koriander verquirlen, Eischnee unterheben.

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Ein Viertel des Gemüses in Ghee kurz anbraten, ein Viertel der Eiermasse in die Pfanne gießen, stocken lassen wenden, anbraten. Dazu passt Blattsalat. Das Rezept funktioniert auch mit anderem Gemüse sowie mit Öl statt Ghee – aber das Butterschmalz verleiht dem Gericht erst den typisch-nordindischen Touch.

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8 Kommentare

  1. Mein Vorschlag fuer eine Arbeitsteilung: Du kochst, ich esse! 😀
    Aber im Ernst: Alles sieht sehr sehr lecker aus. Und ich erinnere mich gerne an die leider laengst vergangenen Zeiten, als wir im Cockpit lecker gegessen haben. Und gelegentlich auch rueckwaerts. 😀

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    1. Das Rückwärtsessen ist uns zum Glück erspart geblieben. Mir ist gelegentlich ein bissl flau und Christoph ist richtig seefest. Das kannst du dir galt nicht aussuchen – aber wenn man nur zu zweit ist, ist es ein echtes Glück, wenn man bei grober See nicht ausfällt. Alles andere wäre schon sehr anstrengend und ich hab bereits etliche Langfahrtsegler getroffen, die immer wieder oder sogar regelmäßig seekrank werden. Da bewundere ich wirklich das Durchhaltevermögen.

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      1. Ich habe das grosse Glueck gehabt, dass ich nur auf meinem allerersten Toern seekrank geworden bin – und auc da ueberhaupt nicht schlimm. Damals sollte es von Ijmuiden nach Dover gehen. Ihr kennt die Strecke ja. Morgens hat mein Freud Dietmar Spiegeleier mit Speck gemacht, und die Eier schwammen in der Pfanne im Fett. Wir haben sie mit Genus gegessen, aber dann … Als es aus Ijmuiden rausging, hatten wr etwas 6 bis 7 Windstaerken voll auf die Nase, und nach etwas einer Stunde war die Haelfte der Besatzung nicht mehr dienstfaehig, sodass der Skipper sich entschlossen hat, zurueck nach Ijmuiden zu laufen.
        Einer unserer Mitsegler hatte sogar unter diesen Bedingungen noch eine Suppe gekocht, und ich habe sie im Cockpit mit Genuss gegessen, und dazu noch eine Scheibe trockenes Brot. Der letzte Bissen Brot hatte dann schon „Gegenverkehr“, und ich musste an die Reling, Neptun opfern. Aber ich fuehlte mich ganz wohl dabei, im Gegensatz zu manchen Mitsegler(inne)n, die wie ein armseliges Haeufchen Elend im Cockpit hockten.
        Als mein Opfer an Neptun raus war, konnte ich dann sogar wieder weiteressen.
        Am naechsten Tag [da ging es bei besserem Wind nach Ostende], war ich dann noch einmal kurz an der Reling, aber danach war mir maximal noch ein wenig schwummrig, wenn ich nur schnell genug aus dem Cockpit in meine Koje kam, in die Horizontale.
        Und nach diesem Toern bin ich – zum Glueck – nie wieder seekrank geworden., und auch unter Deck sein und kochen oder sogar anderen die K***tuete halten, wenn sie nicht in der Lage waren, nach draussen an die Reling zu kommen.
        Apropos Seemannsessen: habe ich schon mal den Spruch erwaehnt „Ein Seemannsessen schmeckt“rauf wie runter“? 😀

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      2. Nun ja, wenn ich ehrlich sein soll, „runter“ ist mir doch erheblich lieber als „rauf“. Der Geschmack veraendert sich bei Richtungswechsel ja doch ziemlich stark! 😀

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