Best places to be: unsere sieben Lieblingsplätze in Florenz

Wann kommt dieser Zeitsprung, wenn du von „jung und unkonventionell“ zu „alt und schrullig“ wechselst? Als 18-Jähriger trug mein Schatz langärmlige-Ripp-Unterhemden seines Großvaters als T-Shirts und ich fand das wahnsinnig cool. Würde er die heute tragen, wäre das wohl sehr… schrullig. Von seiner langen, blonden Hippie-Haarmähne und dem selbst gebasteltem Muschel-Ohrring will ich da gar nicht reden. Ich vermute, wir beide befinden uns gerade im konventionellen Mittelalter, sozusagen in unserer angepassten Lebensphase, am Weg ins schrullige Zeitalter, wo wir spätestens, wenn wir Oma und Opa werden, anlangen werden.

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Ich fürchte aber, ich beginne jetzt schon, ein paar Macken zu kultivieren, das kann ja noch heiter werden. Kinder, sagt es mir bitte, bevor ich seltsam werde! Also ich habe da diesen Tick: Wenn der Winter schon viel zu lange dauert und ich die Finsternis und Kälte nicht mehr ertrage, checke ich mehrmals in der Woche die Uhrzeiten des Sonnenauf- und Untergang und erfreue mich an den ein bis zwei Minuten mehr Sonne pro Tag. Fallweise vergleiche ich die Ephemeriden in anderen Ländern und wünsche mich weit, weit weg, dorthin wo die Tage lang und sonnig und heiß sind.

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Manches Mal reicht es schon, ein kleines Stück Richtung Süden zu fahren, um ein bisschen Frühlingsluft zu erahnen. Den März in Florenz kann ich empfehlen. Die beste Art, nach Florenz zu reisen, ist für uns definitiv der Zug. Wir sind am Faschingsdienstag um 23 Uhr von Wien losgefahren (Noch so eine Schrulle: Ich bin ein Faschings-Verweigerer und der Tiefpunkt der narrischen Zeit sind für mich deutsche Karnevalssitzungen und der Villacher Fasching.), also dem „lustigen Narrentreiben“ rechtzeitig entkommen, und am Aschermittwoch um 7 Uhr in der Früh im Zentrum von Florenz ausgestiegen. Wir, das waren Christoph, unsere Söhne und ich. Familien-Kurzurlaub vom Feinsten. Drei Tage hatten wir für die Stadt Zeit und dafür liebe ich das Zugfahren in der Nacht: Du legst dich in Wien ins „Hotelbett“ und wachst am Ziel deiner Reisewünsche im gleichen Hotelbett auf.

Kultur light

Florenz ist ja eigentlich Kultur hardcore. Die volle Dosis schaffst du ohnehin nicht in drei Tagen, aber wer will das schon? Wir leben unsere Städtereisen seit Jahren folgendermaßen. Ein bissl lesen wir uns vorab über den jeweiligen Ort ein, dann schnappen wir uns einen Reiseführer und einen Stadtplan und latschen stundenlang durch die Gassen und Straßen, zwischendurch zitieren ich historische Fakten und Anekdoten aus dem Buch, das ich immer vor mir hertrage. Natürlich mussten wir bei unserem ersten Florenzbesuch die klassischen Touristenziele abklappern. Zumindest einige davon – ganz sicher nicht alle. Dafür entdeckst du beim Herumlatschen auch etliche Kleinode, versteckte Cafés, winzige Gassen, faszinierende Schaufenster. Ganz wichtig ist außerdem: öfter mal im Café oder im Gastgarten sitzen, Kaffee trinken, Eis essen, schauen und staunen.

Das sind unsere sieben Lieblingsplätze in Florenz:

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Ponte Vecchio, Florenz
  1. Ponte Vecchio

Dank sei der Bahn. Wir durften die sonst so überfüllte berühmte Brücke in der Früh bei perfektem Fotolicht und ohne Menschenansammlung erleben.

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Blick vom Piazzale Michelangelo Richtung Palazzo Vecchio

2. Piazzale Michelangelo

Trotz langer Kaffeepause und Anstieg auf den Platz per pedes erreichten wir diesen ebenfalls vor dem großen Touristenansturm. Als wir die Aussicht auf den nackten David und die Stadt unter seinen Füßen ausgiebig genossen hatten, spülten die zwei ersten Reisebusse des Tages 60 Japaner auf den Platz. Zeit für den Abstieg Richtung Uffizien.

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Berühmteste Familie von Florenz, die Medici

3. Uffizien

Was für eine touristenarme Stadt/ Kurzfristig hatten wir überlegt, die Karten für die Uffizien vorab online zu bestellen, der hohe Preis hatte uns dann aber abgeschreckt. Gut so. Es gab KEINE Warteschlange vor den Kassen und unsere Kids zahlten Kinderpreise. Wie man auf den Fotos oben gut erkennen kann, sind sie dem wahren Kindesalter zwar schon um ungefähr einen Meter Körperhöhe entwachsen, aber Florenz hat dankenswerter Weise andere Museumseintritts-Maßstäbe.

4. Catedrale Santa Maria del Fiore

Ja, wir sind auch ganz hinaufgestiegen, zur obersten Plattform des Turms. Das ist nichts für Leute mit Höhenangst, aber auch nichts für Leute mit Platzangst. Denn ja, die Idee mit dem Aufstieg hatten mehrere Besucher, um nicht zu sagen, Tausende, und das Einbahnsystem im obersten Stiegenbereich ist nicht jedermanns Sache. Unsere war es schon und der Ausblick über Florenz lohnt sich allemal.

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Piazza Santa Croce, Florenz

5. Piazza Santa Croce

So…florentinisch eben. Und außerdem kann man dort am 1. März in der Sonne sitzen und Kaffee trinken, Florentiner und Fremde beobachten und sich so frei fühlen.

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Michelangelos David

6. David

DER David von Michelangelo steht in der Galleria dell’Accademia, seine nackte Perfektion bewundern Männer und Frauen gleichermaßen. Kopien stehen an etlichen Orten in Florenz herum aber wir haben auch das Original gesehen.

7. Il Ristoro Dei Perditempo

Ein kleines Lokal, mit extrem sympathischem Ambiente direkt am Arno gelegen, mit kleiner Speisekarte und superfreundlicher Bedienung. Wir haben fantastisch-florentinisch gegessenen mein lieber Captain, der wagemutigste von allen, hat sich über Trippa gewagt. Wer’s nicht kennt: Kutteln. Ich hab’s auch gekostet – ich muss ALLES kosten – und finde: Ein sehr spezieller Geschmack. Falls sie mir als Gast jemals angeboten würden, täte ich nicht nein sagen, aber zahlen würd‘ ich nicht dafür.

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