Beweis erbracht: wir Leseratten sind die sensible Hälfte der Menschheit

Was sind die wichtigsten Fragen der Menschheit? Offenbar triviale Fragen, denn ich habe heute „Warum ist… “ gegoogelt und die ersten Fragen lauteten …der Himmel blau? …die Banane krumm? …der Schnee weiß? …. die Sonne gelb? Erste Erkenntnis aus dem Internet: Alltagserscheinungen sind vielen Menschen unerklärlich, zweite Erkenntnis: Google findet auf alles eine Antwort. Kein Wunder, gibt es doch auch für alle Fragen des Lebens die passende Studie. Habt ihr euch auch schon mal gefragt, wer die Experten sind und wer in aller Welt die Studie in Auftrag gegeben hat, wenn man zum Beispiel liest: Experten haben jetzt im Zuge einer Studie herausgefunden, dass Zitronenduft Menschen dazu anregt, zu putzen. Andere Forschungsergebnisse zeigen, dass Männer im Bad sechs Minuten weniger brauchen als Frauen, man berechnete die ideale Gehgeschwindigkeit, um bei Regen möglichst wenig nass zu werden und für die Erkenntnis, dass Hühner und Menschen ein ähnliches Schönheitsideal haben, gab es den Ig-Nobelpreis, eine Auszeichnung der Harvard University für besonders abstruse Forschungsergebnisse.

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Segelliteratur – nur ein kleiner Ausschnitt unserer Bibliothek

Mögen manche der Antworten auf Fragen, die wir uns nie gestellt haben, auch verstörend sein, die Flut an Forschungen und Experten (Wusstet ihr übrigens, dass wir in Österreich mit dem Kabarettisten Günther Paal alias Gunkel eine Mann haben, der offiziell als „Experte für eh alles gilt ;))?) macht es uns einfach, Ein Beispiel gefällig? Forscher haben herausgefunden, dass Leseratten die besseren Menschen sind. Einfühlsamer und freundlicher als der unsensible nicht lesende Rest der Welt.

Die Lese-Ratten-Familie

Diese Erkenntnis wundert mich gar nicht, bin ich doch, seit ich mit vier Jahren beschlossen habe, was mein sechsjähriger Bruder kann, kann ich schon lange – nämlich lesen lernen, eine ausgemachte Leseratte. Nicht nur das: ich bin von einer Leseratten-Familie umgeben, meine Großeltern, meine Eltern, mein Bruder, mein Ehegatte und meine Söhne, sie lesen, lesen und lesen.

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Gutgemachtgechichten-Ritual vor fast 20 Jahren

Unser älterer Sohn Johannes hatte mit fünf Jahren beschlossen, lesen zu lernen. Eigentlich verwunderlich, denn das Gutenachtgeschichten-Ritual im Hause Potmesil hatte sich über ein Jahrzehnt lang in der ausuferndsten aller menschenmöglichen Varianten gehalten. In seiner exzessivsten Ausformung konnte es über Stunden dauern, der vorlesende Papa mutierte zum Dramaturgen, hauchte den Figuren Leben in Form von spektakulärer Gestik und bizarren Stimmen ein und die Lesestunde geriet zum Show-Act. Trotz dieses allabendlichen Unterhaltungsprogramms wollte Johannes unbedingt selbst lesen lernen, also kramte ich mein altes Lesebuch aus dem Keller hervor und begann mit dem Unterricht. Einer unserer Lieblingssätze, die Johannes schon nach wenigen Tagen langsam aber deutlich las, lautete: „Papa kotzt in der Küche.“ Ein Satz, der zum Running Gag in der Familie wurde. Selbstverständlich stand er nicht im Lesebuch der ersten Klasse Volksschule, sonder Klein-Johannes hatte nur Mühe mit dem „ch“ gehabt.

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Christoph und ich lieben nicht nur das Lesen, wir lieben auch Bücher im Allgemeinen und von dieser Liebe werden wir nun ein Jahr lang Auszeit nehmen müssen. Denn der Salon von Maha Nanda ist ungefähr sechs Quadratmeter groß, definitiv zu klein für eine Bibliothek, die unserem einjährigen Lesehunger gerecht werden könnte. Zu unserem großen Glück leben wir im digitalen Zeitalter und können auf E-Reader zurückgreifen. Jene Geräte, die wir jahrelang – aus Liebe zum gedruckten Buch – verweigert hatten, haben wir uns heuer zu Weihnachten – Überraschung – gegenseitig geschenkt. Zwei Liebende, ein Gedanke.

Das Bücherregal von Maha Nanda

Aber ein paar ECHTE Bücher müssen einfach sein. Es gibt wohl wenige Langfahrtseger, die ohne Jimmy Cornelis „Segelrouten der Welt“ und „Törnplanung weltweit“ auskommen. Weiters haben wir „The Shell Channel Pilot“ mit sowie Bobby Schenks „Astronavigation ohne Formeln“, das Handbuch „Seemannschaft“, den Törnführer Holland, „333 Tipps für Segler“  das „Yacht Bordbuch“, die Gezeitentafel 2019 und die Staande Mastroute“. Ein paar werden sicher noch dazukommen, denn der Trennungsschmerz von all unseren großen Lieben wäre einfach zu hart. Und ein paar Euro von unserem extrem knappen Etats werden wir bestimmt für das eine oder andere Werk, in das wir uns unterwegs verlieben, investieren, denn ich bin mir sicher, wir werden so viel Zeit wie nie zuvor fürs Lesen haben.

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