Zum ersten Mal habe ich Gmunden 1995 gesehen. Mit 20 Kilo mehr Eigengewicht als heute, denn in meinem kugelrunden Bauch trug ich unseren Erstgeborenen, der wenige Wochen später zur Welt kam. Damals vor 24 Jahren habe ich Christoph recht gegeben (was ich selten und höchst ungern tue, aber das ist eine andere Geschichte): Gmunden ist nahezu perfekt.
Ja ich weiß, Schönheit liegt im Auge des Betrachters und bestimmt haben manche (ganz wenige) Österreicher andere Lieblingsorte aber unserer ist eben diese liebliche Stadt am Traunsee, denn sie hat alles, was für uns Schönheit ausmacht

- Der See:
Ist tief und kalt und manches Mal schlagen die Sturmwellen gegen die Uferpromenade und der liebliche See wird zum faszinierend-urgewaltigen Wasserungetüm. Oft ist er jedoch perfekt zum Elektrobootfahren oder Segeln oder zum Herumliegen an seinem Ufer und in den blitzblauen Himmel mit ein paar sanften Schäfchenwolken Schauen und Träumen. Beim ersten Mal sind wir noch zu zweit Elektroboot gefahren, auf meinen Kugelbauch ließ ich mir die Maisonne scheinen. Beim zweiten Mal war unser 13 Monate alter Johannes mit dabei – damals wurde seine Liebe zu Booten, Schiffen und Häfen im Allgemeinen geweckt, was wir natürlich nach Kräften – bis heute – unterstützt haben. Nur wenige Monate danach waren wir zu viert und sind Jahr für Jahr wieder und wieder zu Besuch gekommen, Im Gmundner Strandbad ist der See am wärmsten und eine der vielen Standards, die Schwiegerpapa – in Gmunden aufgewachsen – regelmäßig erzählte, lautete: „Wenn der Traunsee über 20 Grad erreicht, steht das in der Lokalzeitung.“

2. Die Esplanade:
Die Gmundner Seepromenade heißt Esplanade, ist zwar ein martialisches französisches Wort, klingt aber wundervoll, ein bisschen monarchistisch, stammt ja auch aus der Kaiserzeit, wie die vielen alten Prachtbauten Gmundens. Die Esplanade gehört wie das Elektrobootfahren zu unserem Pflichtprogramm. Haben wir viel Zeit und Kraft, schlendern wir bis zum Schloss Ort; schwächeln wir, dann schaffen wir es zumindest bis zur Konditorei Baumgartner, wo drei Rieseneisbecher und ein Eiskaffee (Christoph teilt unsere Begeisterung für Mega-Eisbecher nicht) Pflicht sind.
3. Die Grünbergbahn:
Die Seilbahn mit den ziemlich hohen Stützen hat unsere Söhne von klein an beeindruckt. Wir sind sogar noch mit den alten Gondeln unterwegs gewesen, mittlerweile schaut die Bahn futuristisch aus, von der spannenden, ratternden alten Konstruktion ist nichts mehr übrig, aber die fantastische Aussicht vom Grünberg aus ist immer noch dieselbe beeindruckende und das Ziel, die Grünbergalm, steht nach wie vor. Ein Ziel, das man mit zwei Kleinkindern ebenso gern erreicht wie mit zwei Teenagern.

4. Der Laudachsee
Hardcore-Bergsteiger sind wir nicht (als Niederösterreichern ist uns das halt auch nicht in die Wiege gelegt) aber moderat geländegängig sind wir schon und auch unsere Kids sind schon als Kleinkinder ohne viel herumzujammern mitmarschiert. Zuerst in der Buckelkraxn, dann auf eigenen Beinchen. Auch mit unseren besten Freunden, die wir sehr schnell mit unserer Begeisterung für Gmunden angesteckt haben, sind wir zum Laudachsee gewandert. Die perfekte Strecke für Familien mit kleinen Kindern: rauf auf den Grünberg mit der Bahn, von dort bis zum See, in den See und dann runter zum Gasthof Ramsau.

5. Der Dampfer Gisela:
Seit 1871 fährt das altehrwürdige Dampfschiff am Traunsee, da sieht man, wie lange die alten Dampfer überleben können, wenn sie liebevoll gewartet werden. Der Kessel musste zwar 1976 ausgetauscht werden, aber sonst ist die alte Dampflady echt gut in Schuss und sie transportiert auch Fahrräder, somit ist die Gisela das ideale Transportmittel von der Ramsau quer über den See. Die Tour von der Ramsau quer über den See und dann per Drahtesel von Altmünster rundherum bis in die Ramsau zurück sind wir einige Male mit unseren Kindern gefahren. Die alte Dampfmaschine darf man sich als Passagier auch gerne aus der Nähe anschauen und sie ist sogar für mich als ziemlicher bis absoluter Technikmuffel sehens- und hörenswert.

6. Der Traunstein
Bezwungen haben wir ihn nie, wie gesagt, Bergsteiger sind wir Auland-Bewohner wahrhaftig keine, aber auch vom See oder vom Ufer aus ist der beeindruckende Felskoloss, der senkrecht in den See fällt, ein Highlight. Wikipedia sagt, der Traunstein ist ein 1691 Meter hoher Kalklotz und dort wo er in den See fällt, ist dieser 191 Meter tief. Damit ist der Traunsee nach dem Bodensee Österreichs zweittiefster See und wegen seiner Nährstoffarmut auch einer der klarsten in unserem Land.
7. Gmundner Keramik
Christophs Familie aß schon von Gmundner Keramiktellern, als diese außerhalb von Oberösterreich noch weitgehend unbekannt waren. Grüngeflammt, das war das erste Design. Wir selbst verwenden das blau Gepunktete zu Hause fast täglich und auf Maha Nanda? Ja, da bringen wir ein bisschen Heimat auf hohe See und haben die Pantry mit Streublumen-Gmundner Geschirr ausgestattet. Bei den Fahrten nach Gmunden gehörte auch ein Abstecher in die Keramikfabrik dazu, denn an der Abteilung „zweite Wahl“ kann ich einfach nicht vorbeigehen. Irgendetwas, was ich bis dato nicht gebraucht habe, aber plötzlich unbedingt haben muss, findet sich immer. Ja und dann müssen wir auch das Glockenspiel am Rathaus zumindest einmal pro Besuch bewundern. Es ist zwar nicht aus Keramik hergestellt (klänge dann nämlich grauenhaft) sondern aus Porzellan, aber bemalt ist es in Gmundner Design.
