Geklappt: Auf die große Reise müssen kleine Räder mit

Wer der Meinung ist, ein Fahrrad sei einfach ein praktisches Fortbewegungsmittel, irrt gewaltig. Das merkst du spätestens, wenn du eines kaufen willst, denn im Sportgeschäft mustern sie dich mit mitleidigem Blick, wenn du sagt: „Ich will damit einfach ein bisschen spaziererfahren.“

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Frühlingsbeginn in den March-Thaya-Auen, Radfahren

Ein Rad ist ein Statussymbol. Zumindest in Österreich. Unter  1000 Euro geht schon mal gar nix, am besten ist natürlich ein Cannondale oder noch besser ein Ferrari-Rennrad. Hab ich gerade gegoogelt, gibt es schon für schlappe 15.000 Euro. Überzeugte Bike-Fetischisten schwören auf ihre jeweilige Lieblingsmarke, weil sie extrem leichte Alu-Rahmen hat oder weil die Federung perfekt angeordnet ist oder weil so gut wie alle Teile aus Carbon bestehen…

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Radfahren in den March-Thaya-Auen, Niederösterreich

Wenn du also „ein bisschen spaziererfahren“ möchtest, musst du dich schon beim Kauf entscheiden: willst du ein Speedbike, ein Mountainbike, ein BMX-Rad ein Trekkingrad? Da es auf unserem Planeten und speziell in unserem reichen Land genug Menschen gibt, die ihr Geld für sinnloses Zeugs ausgeben, weil sie zu viel davon haben, ist der Markt für Fahrräder selbst im kleinen Österreich relativ groß. Ich würd’s ja noch verstehen, wenn man jede freie Minute am Radl verbringt, weg vom Job rauf auf den Sattel, reintreten in die Pedale – und das Tag für Tag, Woche für Woche. Dass man sich da ein bisschen mehr als ein Waffenrad von Opa leistet, ist logisch. Aber wie viele Räder wird der Osterhase heuer bringen, die nach der ersten euphorischen Ausfahrt und dem ersten Muskelkater im Abstellkammerl landen und verstauben? Schad ums’s Geld.

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Großer Mann auf kleinem Rad, March-Thaya-Auen, Niederösterreich

Christoph und ich sind jedenfalls nicht bereit, 15.000 Euro für ein neues Rad auszugeben (selbst wenn wir das Geld hätten), auch Tausend sind uns zu viel, aber zum Glück haben wir auf „willhaben“ ein englisches Klapprad gefunden, wenig Gebrauchsspuren, fast wie neu und so klein, dass es locker in unserer Backbordkoje verstaut werden kann. 70 Euro. Die Verständigung per Mail verlief zwar etwas holprig und kurzfristig schien der Kauf gescheitert, aber schließlich schaffte Christoph doch noch eine Terminvereinbarung mit dem Besitzer, dem freundlichen Herrn Ming, der Christoph sogar noch zur Erinnerung fotografierte, als er hörte, dass sein Rad über den Atlantik segeln würde. Klapprad Nummer zwei stellt uns Christophs Schwester Babis zur Verfügung. Es wäre sonst eh nur im Keller weiter verstaubt und schon fast am Flohmarkt gelandet.

Heute haben wir eine kleine Testfahrt gewagt. Eines ist klar, unter den vielen Radfahrern, die wir heute gesehen haben – es war das erste Frühlingswochenende des Jahres und da bleibt wohl kein Mensch freiwillig in seinen vier Wänden – waren wir jene mit den kostengünstigsten und kleinsten Rädern. Schon klar, mit dem 1000-Euro-Montainbike können wir weder Geschwindigkeits-mäßig noch Geländegängigkeits-mäßig mithalten und eine Tagestour würde uns vermutlich eine Woche lang in Erinnerung bleiben (wegen der Rückenschmerzen danach), aber für unsere Zwecke wird’s perfekt sein. Mal schnell vom Liegeplatz zum Bäcker fahren, die nähere Gegend erkunden oder am Abend eine Runde durchs Ortszentrum fahren. Wir sind jetzt auch an Land mobil.

Übrigens: Das derzeit teuerste Bike ist von Bugatti und kostet 35.000 Euro. Hat aber auch nur zwei Räder und zwei Pedale…

7 Kommentare

  1. Zum Mitnehmen bei beschraenktem Platz, ob nun auf dem Boot oder anderswo, sind Klappraeder ganz fantastisch. Da ich nicht mehr mit einem Boot unterwegs bin, sondern nur noch vom Haus aus radle oder das Rad auf dem Radtraeger am Auto mitnehme, kann ich ein „ausgewachsenes“ Rad haben. Und den Wahnsinn von (extrem) teuren Raedern mache ich nicht mit. Ich habe mich in „alte italienische Schoenheiten“ verliebt [meine Frau hat es mir verziehen! 😀 ]: Stahl-Strassenrennraeder aus den 80ern. Da habe ich zwei richitige Schnaeppchen gemacht; Hier eines davon:
    https://wp.me/p4uPk8-17g
    Auf Reisen, weil wir da oft auch mit Schotter als Untegrund rechnen muessen, und die schmalen Rennradreifen das nicht vertragen, geht aber ein anderes mit:
    https://wp.me/p4uPk8-Y

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  2. Ohne mein Fahrrad geht bei mir nichts. Es hat vor einigen Jahren etwa 600,-€ gekostet und trägt mich im Schnitt 8 bis 10.000 km im Jahr (ohne Pannen) durch die Gegend. Dafür mußte sogar mein Auto weichen. Ich vermisse es nicht.

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    1. Genau das macht aus meiner Sicht Sinn: Es gibt günstige Räder, mit denen man problemlos Tausende Kilometer fahren kann. Wer braucht ein Rad um mehrere Tausend Euro, das um Abstellkammerl verrostet? Ich wünsche dir eine schöne Radsaison! Liebe Grüße Ulli

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