Wir gehen auf Fischjagd. Unser ganz privater Ausnehme-Kurs

Nur damit eines klar ist, mein Captain und ich wir gehören weder zu Spezies der Jäger noch jener der Fischer oder anderer Lügner. Das wird uns aber nicht daran hindern, demnächst Premiere zu feiern. Ja, wir werden den ersten Fisch unseres Lebens aus dem Wasser holen und auf den Grill werfen. Zum Glück gehöre ich zu jenen Frauen, die komplexe Gedanken zu Ende denken und während ich mir so im Detail vorstelle, wie die wunderbare Dorade am im Atlantik treibenden Angelhaken hängt, um zu unserem Genusse am Mittagstisch zu landen, fällt mir ein: In diesem gedanklichen Film gibt’s eine kleine Lücke. Was passiert in dem Zeitraum zwischen am Haken zappeln und duftend gebraten am Teller liegen? Na? Eben.

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Nexinger Teichkarpfen

 

Da ich aber auch bekannt für superpraktische Problemlösungsorientierung bin, habe ich äußerst schnell einen Plan ausgearbeitet, um oben genannte Lücke mit Wissen zu füllen. Der Mann meiner Arbeitskollegin Martina muss her. Bruno ist einer der unkompliziertesten Menschen, die ich kenne. Und einer der vielseitigsten. Der Mann bahnt in Windeseile Verkaufsgespräche an, obwohl ja nicht er sondern Martina Inserate für unsere Zeitung verkaufen muss, aber Bruno liebt es, mit Leuten ins Gespräch zu kommen. Er ist aber auch der Mann, der uns bei Firmenfeiern mit frischen Stelzen vom legendären Schweizerhaus in Wien versorgt und der den Bezirksblätter-Mädels das Sektfrühstück mit weißen Handschuhen serviert. Bruno ist einfach für jeden Spaß zu haben und obendrein begeisterter Fischer.

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Bruno und der Fisch

Was soll ich sagen: Mein Plan ging auf, der ganz private Fischausnehmekurs ging vonstatten. Eine halbe Autostunde von unserem Wohnort entfernt liegt einer der größten Fischteich-Anlagen des Weinviertels: der Fischertraum Nexing. Hier holten Martina und Bruno einen Zweieinhalb-Kilo-Karpfen und ich garantiere euch, so einen frischen Fisch hattet ihr noch selten in eurer Küche. Denn als Bruno ans Werk gehen wollte und das große Messer zur Hand nahm, erwachte das Plastiksackerl wie durch Geisterhand zu Leben und tanzte durch die Küche. Der zwei Stunden alte Karpfen wollte definitiv dem Backrohr entfliehen, das war nicht zu übersehen. Tatsächlich arbeitete er noch weiter, als sein Rückgrat durchtrennt und sein Bauch aufgeschnitten wurde. Zwar weiß mein Verstand, dass es sich um elektrische Nervenimpulse handelt, aber mein Gefühl sagt, das Messer schneidet in ein lebendes Tier. Im Übrigen habe ich gelesen, dass Fische kein Schmerzempfinden haben – andererseits habe ich mal im Fernsehen einen Mann gesehen, der an Kartoffeln Rezeptoren befestigt hatte und Stein auf Bein schwor, er könne den Schmerz der Knolle beim Kartoffelschälen nachvollziehen…

Christoph und ich sind jedenfalls unseren biologischen Voraussetzungen entsprechend Allesfresser und wer über den Atlantik segelt und keine Fischallergie hat, kommt damit an gegrilltem Fisch nicht vorbei. Daher hat Bruno uns nun gezeigt, wie man den Fisch ausnimmt, schuppt, häutet und filetiert. Keine Hexerei, aber eine ziemliche Sauerei. Unglaublich, in welch verborgenen Winkeln der Küche man Tage später noch Fischschuppen findet.

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Und noch etwas haben wir an diesem Nachmittag gelernt. Karpfen schmeckt richtig fein. Als Kind hatte ich mal Marchkarpfen vorgesetzt bekommen und seitdem eine veritable Karpfenskepsis entwickelt. Denn die March ist ein Tieflandfluss und der Karpfen liebt es schlammig und grundelt gern im Morast, was man im schlimmsten Fall an seinem Fleisch merkt. Es schmeckt dann so, als würde man in einen Moderklotz beißen (falls jemand von euch schon einen solchen gegessen hat). Brunos Nexinger Karpfenfilets habe ich mit Kräutern, Zitrone, Olivenöl und Knoblauch im Backofen zubereitet. Eine Delikatesse! Wir sind ab sofort Karpfen-Fans. Achtung Dorade & Co.: Die Potmesils machen sich auf den Weg in euer Revier. Wir werden euch finden, braten und essen. Yes, we can.

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Vielen Dank für den wunderbaren Nachmittag, Martina und Bruno!

2 Kommentare

  1. Dann wuensche ich jetzt schon guten Appetit fuer das jeweilge Fischessen an Bord. Die beste Scholle, an die ich mich erinnere, haben wir mal auf einem Toern im Hafen von Lissabon gegessen. Wir lagen da an der Kaimauer festgemacht und ein alter Fischer kam mit seinem Ruderboot vorbei, darin ein paar Schollen, die er gerade gefangen hatte. Die haben sich zwar nicht mehr bewegt, aber fast noch. Die haben wir dem Mann dann abgekauft, filetiert und geschuppt, und dann nur in Butter gebraten: ein Hochgenuss. Ich koennte mir jetzt nocht die Finger danach lecken.

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