Weihnachtschallenge gewonnen! The same procedure as every year

Was macht eigentlich eure Galle? Wünscht sie euch frohe Weihnachten? Captain Christoph, der Mann, mit fast 30 Jahren Hospital-Working-Experience, weiß wovon der spricht, wenn er sagt: „Nie kommen mehr Leute mit Gallenkolik ins Spital, als nach den Feiertagen.“ Denn während sechs Wochen Glühwein- und Punschmarathon von einer Adventhütte zur nächsten fiebern die Menschen dem Höhepunkt des Jahres entgegen, dem großen Festessen.

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Papa und mein Bruder Wolfgang mussten sich heuer nach dem dreigängigen Festmenü mit Schnaps kurieren

Ein großer Nachteile des Journalistendaseins ist: es macht zynisch. Ich bin nicht die Ausnahme, ich habe viele Kollegen, die die Adventzeit als eine einzige Abfolge von Benefiz-Punsch-Besäufnissen und Adventmarkt-Aufmärschen sehen. Dazu kommen etliche Politiker-Spendenaktionen (nein nicht FÜR Politiker, so weit sind sie noch nicht) und Jahresrückblicks-Selbstbeweihräucherungen von Bürgermeister & Co. Wer das über zehn Jahre  lang Dezember für Dezember ohne Zynismus (und Alkohol im Büro – vielen Dank liebe Kolleginnen 😉 erträgt, verdient die Tapferkeitsmedaille für Lokaljournalisten.

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Ich bin jedenfalls in unserem Redaktions-Team als Grinch verschrien, denn ich krieg schon Stresspusteln, wenn ich Mitte November das – verlässlich alle Jahre wiederkehrende – Schloss Hofer Adventmarkt-Special schreiben muss. DAFÜR gebührt mir übrigens die Tapferkeitsmedaille, denn im ersten Jahr (und das ist acht Jahre her), als die Idee für dieses Special geboren wurde und ich, wissend, dass dieses kleine Extra von acht Seiten und fünf Mutationen ein paar Zusatzarbeitstage bedeuten würde, inständig um rechtzeitige Lieferung von Fotos und Texten bat, wuchs ich, der Grinch, über mich hinaus. Die Unterlagen kamen zwei Tage vor Druckschluss und entpuppten sich als Fotos in nicht druckbarer Qualität plus eine halbe Seite (!) Informationen. Also faselte ich zwei Tage im November 2010 acht Seiten lang über die wunderbar stimmungsvolle barocke Adventzeit auf Schloss Hof. Die Werbeagentur segnete mein herzerwärmendes Geschwafel in letzter Sekunde ab – und schickte mir fortan Jahr für Jahr im November für das Adventmarkt-Special MEINE Texte.

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Seit Jahren läuft in meiner Redaktion eine Weihnachtschallenge: In keinem einzigen Text (bezahlte Inserate ausgenommen) darf das Wort besinnlich vorkommen. Dieses Wort erzeugt bei mir ähnlich wie der Schloss Hofer Adventmarkt stressbedingten Juckreiz. Das liegt nicht daran, dass ich Weihnachten nicht mag. Das stimmt nicht! Ich liebe Weihnachten. Ich mag nur das Drumherum nicht, denn nichts davon hat mit der ursprünglichen Idee von Weihnachten zu tun und was bitteschön soll an dem Adventmarktklimbim, das in erster Linie aus Einkaufen und Saufen besteht, besinnlich sein? Was ist an dem Plastikkitsch wie singende Weihnachtsmänner und blinkende LED-Lichter besinnlich? Wer vom Zauber der Weihnacht redet, ist entweder unter zwölf Jahre alt oder einsamer Bergbauer, der sich in der Adventzeit nie ins Tal wagt. Ich habe nicht grundsätzlich etwas gegen Adventmärkte und überbordende Weihnachtsbeleuchtung – soll doch jeder auf seine Art glücklich werden – ich hab nur was gegen die Behauptung von gestressten Weihnachtsvorbereitern, die tonnenweise Packerl von Amazon liefern lassen, am Einkaufssamstag noch schnell in die Wiener Innenstadt oder ins Shoppingcenter am Stadtrand rasen, um sich mit Tausenden anderen in den Einkaufswahn zu stürzen, zwischendurch ihre gesellschaftlichen  Verpflichtungen in Form von Punschsauf-Zusammenkünften abhaken und dann behaupten, Weihnachten sei ja soooo besinnlich.

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Nie besinnlich aber immer fröhlich, Weihnachten mit unseren Söhnen

Nach besinnlich kommt übrigens frohlocken. Habt ihr schon mal über diese wunderbare Wortschöpfung nachgedacht? Ich habe als Kind immer überlegt, was dieses seltsame Wort, das „froh“ beinhaltet, wohl bedeuten mag. Denn die schauderhaften kirchlichen Gesänge der Sopranstimmen mit altersbedingtem Tremor führten mich regelmäßig ins Tal der Traurigkeit. Wer „Jauchzet ihr Himmel, frohlocket ihr Engel“ in der heimatlich-vertrauten Interpretation hört, denkt in keiner Sekunde an Fröhlichkeit, glaubt es mir. Eher trifft „Oh Maria hilf uns all, hier aus diesem Jammertal“ die Stimmung. Allerdings hat der kirchliche Gesang im Kombination mit der äußerst eigenwilligen Interpretation des Organisten, dessen Stärke leider nicht das Halten des Taktes ist, auch eine gewissen unterhaltsame Note. Richtig fröhlich wird es, wenn Organist, vordere, mittlere und hintere Kirchenbankreihen zu unterschiedlichen Zeiten das besinnliche Lied beenden. Eine Art ungewollter Kanon, dem eine gewisse humoristische Note nicht abzusprechen ist.

Zu meiner Besinnlichkeit-Challenge. Ich habe sie Jahr für Jahr gewonnen (Danke liebe Marion fürs akribische Korrekturlesen, dir entgeht kein böses Wort!) – und das, obwohl mein geschätzter Kollege Raimund heuer mit gefinkelten Methoden versucht hat, diese zu torpedieren. Lieber Raimund, gegen deine Weiber hat du als einziger Mann im Team keinen Auftrag 😉

Christmas-Songs, neu interpretiert

Damit ihr jetzt aber nicht glaubt, ich bestehe nur aus Zynismus, muss ich noch einmal ausdrücklich betonen: Ich liebe Weihnachten! Was ich daran mag: Das große Familientreffen. Die Stimmung ist festlich, alle sind in Erwartung, die Kinder – so alt können sie gar nicht werden – sind in Vorfreude und die Großeltern sind gerührt. Ich mag es, den Christbaum zu schmücken, jedes Jahr eine Überraschung, welche Farbe die Kugeln haben, ich mag es, den Tisch so festlich wie sonst nie zu schmücken und ich koche gern etwas Außergewöhnliches (will aber dafür auch gelobt werden). Am meisten liebe ich an Weihnachten, dass unsere Kinder solche Freude an dem Fest haben und das Zelebrieren des Heiligen Abends wirklich schätzen. Da werden unsere mittlerweile schon über einen Meter 90 groß gewordenen Kleinen wieder zu Kindern, wenn sie in ihrem schönsten Feiertags-Outfit staunend vor dem Christbaum stehen. Danach wird Hausmusik gemacht und weil wir von der spontanen Truppe sind und zwar jeder ein oder mehrere Instrumente spielt, aber niemand vorher probt, klingt es jedes Jahr ein bissl schräg, die Interpretation ist – zu meinem Glück – weniger besinnlich als übermütig fröhlich.

Das ist unser Weihnachten und ich hoffe, eures ist genauso fröhlich – time for frohlocking. Merry Christmas to you!

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2 Kommentare

  1. Also ich bleibe fuer mich bei „besinnlich“, weil ich an diesem Kommerz nicht teilhabe und ihn, so weit moeglich, einfach aussen vor lasse, und mich auf das Wesentliche besinne: die Freude und Liebe, die mit diesem Fest verbunden sind.
    In diesem Sinne:
    ein froh-besinnliches Weihnachtsfest und alles Gute, vor Allem gute Gesundheit, fuer das kommende Jahr, und dass Eure Reise eine gute und glueckliche werden wird,
    Pit

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