Culinary pleasure: Egal wohin es uns verschlägt, wir werden nicht hungern

„When in Rome, do as the Romans do.“ Dass fällt mir beim Essen besonders leicht, denn – ich glaub‘ ich hab’s schon mal erwähnt – ich esse halt so wahnsinnig gern. Mir schmeckt alles, solang es gut zubereitet ist. Außer Lamm. Ehrlich, ich hab’s schon oft und in allen Varianten probiert, aber ich kann mich nicht an den intensiven Geschmack gewöhnen, der dringt immer durch, egal wie Hauben-küchig das Vieh zubereitet ist.

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Das Esszimmer in Pagandai Kootu Road

Ich dachte immer, es ist unmöglich, Lamm zu essen, ohne es zu merken, zu intensiv ist das Aroma des Fleisches. Aber ich bin eines Besseren belehrt worden. Unser Redaktionsteam war von einem Bürgermeister zum Geschäftsessen eingeladen worden, sein Name soll an dieser Stelle nicht genannt werden. Wir speisten in einem Restaurant mit Haubenküche, da gab es mehr als nur Schnitzel und Gulasch. Einer meiner Kollegen bestellte Hasenbraten, der Politiker Lamm. Das Essen kam, der Stadtchef lobte schon im Vorfeld die ausgezeichnete Küche des Lokals, so als wäre er als Bürgermeister höchstpersönlich für die Wirtshäuser seiner Stadt verantwortlich. Er kostete ein Stück des Bratens und verdrehte genüsslich die Augen: „So muss Hase schmecken.“ Die perfekte Zubereitung, diese feinen Kräuter, dieses zarte Fleisch: eines Hauben-Koches mehr als würdig. Mein Kollege dagegen kaute etwas irritiert auf seinem Bratenstück herum. „Also ein Lamm ohne Lamm-Aroma habe ich noch nie gegessen.“ Während der Bürgermeister weiter in hohen Tönen von der ausgezeichneten Küche schwärmte, schaute mein Kollege misstrauisch auf seinen Teller und mutmaßte schließlich, da sei etwas faul an Hase und Lamm, könnte da nicht beim Servieren ein Irrtum…

Langer Rede kurzer Sinn: Die beiden Gerichte waren vertauscht worden und seitdem ist das Redaktionsteam von der kulinarischen Fachkompetenz des Bürgermeisters nicht mehr so ganz überzeugt. Wir einigten uns intern darauf: Es war ein falscher Hase.

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Basar in Istanbul

Jedenfalls vermeide ich Lamm so gut es geht, koste es jedoch bei jeder Gelegenheit – dann stochere ich im Teller von Christoph, der ob dieser meiner Tischsitten immer sehr nachsichtig ist – denn ich WILL ja Lamm essen, aber es funktioniert einfach nicht. An andere Dinge habe ich mich längst gewöhnt. Als Kind hab ich auch schon fast alles, was mir Mama vorsetzte, gefuttert, nur Sellerie mochte ich gar nicht. Mittlerweile esse ich den ohne Probleme. In Delhi aßen Christoph und ich zum ersten Mal in unserem Leben südindische Küche und wir bekamen vom Koriander einen Würgereflex. Ehrlich! Wir konnten den unbekannten Geschmack zuerst gar nicht zuordnen, ein uns völlig fremdes Gewürz. Das haben wir in weiterer Folge während des gesamten Indienaufenthalts gemieden wie die Pest. In Tamil Nadu – warnte uns schon unser Sohn Johannes, der ein halbe es Jahr vor uns in Pagandai Kootu Road zu Gast war, vor – werde in der Küche täglich Koriander verwendet. In Riesenmengen. Was soll ich sagen: Wir liebten die Küche in Don Boscos Haus ohne Wenn und Aber. (Allerdings hat man uns auch nie Hühnerkrallen vorgesetzt, wohl aber Johannes, der sie – ganz die Mutter – tapfer verdrückt hatte.)

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Ohnehin sollte man die traditionelle Küche jedes Landes, das man bereist, genießen. Warum irgendetwas meiden? Man könnte ja fantastische Geschmackserlebnisse verpassen. Mein Captain ist da etwas vorsichtiger (das liegt auch an seinem grundsätzlich geringem Interesse an Nahrungsaufnahme), aber ich lebe nach dem Motto: alles, was genießbar ausschaut und gut riecht, kann gegessen werden.

 

Wir testeten in der Türkei Zigarrenbörek und Çinarcik Usulü Balik, in Schweden Rentier und Elch und in Hamburg Labskaus. In Schottland starteten wir unsere Tage gleich mal mit Black Pudding und in Indien geht schon das Frühstück nicht ohne die tägliche Dosis Chili plus 20 weitere Gewürze. In Florenz wagte sich der sonst so zurückhaltende Captain Christoph über Lampredotto – das sind Kutteln – und in Cancale bei St. Malo in der Bretagne schlürften wir zum erste Mal in unseren damals noch SEHR jungen Jahren Austern.

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St. Malo 1991

Einfach aber ungesund ist das Überleben in den USA. Die dreiwöchige Cola-und-Burger-Diät unserer Söhne führte zu erstaunlicher Gewichtszunahme die im 1:10-Verhältnis zu ihren jugendlich-sportlichen Körpern stand. Unglaublich, welch durchschlagende Beweiskraft so ein Selbst-Test hat. Außergewöhnliches testeten wir in Venezuela: Ameisensoße. Was genau sie beinhaltet, kann ich nicht sagen, aber sie eignet sich perfekt als Beilage zu Gegrilltem – wenn man gern scharf isst, denn sie hat die Schärfe von Chilissoße und wenn man auf einen Ameisenhintern beißt, wird der Geschmack leicht säuerlich. Sorry, liebe Vegetarier, nix für euch.

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Chefgrillmeister Christoph

Wie ihr seht: Hunger werden wir nächstes Jahr nicht leiden, egal wohin der Wind uns treibt. Und das Beste: Weder Captain Christoph noch Deckhand Ulli leiden an irgendwelchen Allergien oder Unverträglichkeiten. Gluten, Laktose und Histamin – ihr seid uns Wurscht, wir essen euch!

 

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