Vintage ist en vogue, daher probier’ ich’s mal mit einem über 150 Jahre alten Kleidungsstück. Ehrlich gesagt ist Styling bei Langfahrtseglern ein ausgesprochen seltenes, weil überflüssiges Phänomen, aber ganz ohne modische Eskapaden halte ich’s sicher nicht ein Jahr lang aus und abgesehen davon: DIESE „Eskapade“ ist hier in der Bretagne so gewöhnlich, wie Jeans und Sneakers, ja, man trifft sie in jedem Café und an Bord jedes zweiten Segelbootes unter französischer Flagge. Die Rede ist vom Marinière, dem bretonischen Ringelshirt.
Das Streifenhirt wird ja auch im nicht gerade für hippes Styling bekannten Österreich und eigentlich in der ganzen Modewelt Jahr für Jahr im Frühling zum Trend ausgerufen, aber glaubt mir, nirgendwo wird es so selbstverständlich und lässig getragen wie an Bord französischer Schiffe, und hier vorzugsweise von Männern.
Kein Wunder. Ich habe mich schlau gemacht und weiß jetzt, dass das Marinière ursprünglich aus Wolle war und von bretonischen Fischern getragen wurde, weil die ein Mann in Streifenpulli, wenn er über Bord ging, besser gesehen wurde. 1858 wurden die Pullis offizieller Bestandteil der Uniform der französischen Marine. Vorgeschrieben waren 21 blaue und 21 weiße Streifen auf Vorder- und Rückseite, Symbol für Napoleons 21 Siege. Auf den Dreiviertelärmeln (die Marinières durften nicht länger sein, um nicht unter der Uniformjacke hervorzublitzen) waren 14 Streifen vorgeschrieben.
Für die Modewelt entdeckte natürlich keine geringere als Coco Chanel, als sie 1917 an der Küste urlaubte, die Streifenshirts und von etlichen Berühmtheiten hat man sofort Bilder mit ebensolchen im Kopf. John Wayne, Brigitte Bardot und das berühmte Bild Man Rays von Pablo Picasso. Die trendige Original-Version wird seit mehr als 80 Jahren in Quimper, der Hauptstadt des Departements Finisterre in der Bretagne produziert.
Zurück in die Gegenwart und in das innere von Maha Nanda. Ein Blick in mein Schnapp bestätigt: Ich habe alles, was Streifen hat, aus meinem Kleiderschrank gekramt, um es dort auszuführen, wo es seinen Ursprung hat. An Bord eines Bootes. Nach etlichen unzufriedenstellenden Versuchen und zig Stylingvarianten (der geduldigste aller Ehemänner ertrug stoisch die Warterei) habe ich mich für dieses Shirt entschieden.
Entspricht zwar nicht den Vorschriften der französischen Marine, weil die blauen Streifen zu breit (gezählt habe ich sie nicht) und der Ausschnitt in den Augen der Offiziere ein Desaster, aber zum Glück bin ich ja nicht der Marine verpflichtet sondern dem – freundlicherweise wohlwollenden – Auge des Fotografen.
Violà: blau-weißes Marinère, weiße Leinenshorts, rotes Bandana und rote Converse und als Reminiszenz an die französische Flagge ein blau-weiß-rotes Seidencarré. Das perfekte Outfit an Bord und an der bretonischen Felsenküste.
Der Anfang einer Werbekarriere ! Die Bilder werden Werbemanager dazu verführen, noch viele Werbeeinschaltungen auf Deinem Blog zu buchen.
Ich höre schon die $$$ anrollen.
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😂😂😂 Freut mich, dass du so begeistert bist, ich fürchte aber, den Werbemanagern
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Fällt der nicht auf unter Millionen anderen 😉
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Ich würde so ein Teil in rot suchen! 😉
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Dann musst du definitiv nach Quimper fahren… Oder zu Zara, dort hab ich mir voriges Jahr ein rot-weißes gekauft 😉
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