Jetzt bitte eure ehrliche Meinung: schau ich fett, faul und unsportlich aus? „Und wie bereitest du dich vor, um körperlich fit für die Reise zu sein?“, wurde ich letztens gefragt. Ernsthaft! Ja, es gibt jüngere, athletischere Frauen als mich, aber wir wollen ja nicht Regattasegeln. Am gleichen Tag lese ich doch tatsächlich online: „Um auf dem Wasser den Wellen standhalten zu können und auf dem Boot alles im Griff zu haben, müssen Segler topfit sein.“ Kurz musste ich schlucken… aber halt: es war nur die Webpage einer Fitnessgeräte-Firma. Die müssen ihr Zeugs ja an den Mann respektive die Frau bringen und schwören bestimmt jeden, vom Couchpotato bis zum Marathonläufer, auf ihre Fitnessgeräte ein, um Geschäfte zu machen.

Apropos Marathonläufer. So schlecht sind wir konditionsmäßig gar nicht unterwegs. Christoph, der während seiner gesamten Schullaufbahn nichts im Sportunterricht mehr gehasst hat, als Laufen, hat vor einigen Jahren ebendiesen Sport für sich entdeckt und – wie es eben seine Natur ist – den gerade erst lieben gelernten Laufsport exzessiv betrieben. Denn ihr müsst wissen, bei Captain Christoph gibt’s nur ganz oder gar nicht. Ein bissl malen zwischendurch? Sicher nicht! Wenn er in seinem Atelier ist, dann geht nichts unter mehreren Stunden oder ganzen Tagen. Wenn er Extremist an meiner Seite Boogie tanzt, dann nicht gelegentlich, sondern jede Woche oder auch mehrmals die Woche. Und wenn er läuft… dann läuft er. In seinen besten Zeiten auch fünfmal pro Woche bis zu zwei Stunden. Da war der Halbmarathon letztendlich a gmahde Wiesn (=Hochdeutsch: ein mühelos zu erreichendes Ziel).
War übrigens eine gelungene Idee, dieser „1. Marchfelder Schlössermarathon“. Leider verhinderten etliche schwerwiegende Mängel in der Umsetzung, dass er sich länger als drei Saisonen behaupten hätte können.
Kleiner Exkurs für alle Nicht-Marchfelder: Nördlich von Wien, im Marchfeld erheben sich aus dem absolut flachen Flachland etliche Schlösser, errichtet in Zeiten von Österreichs monarchistischer Vergangenheit. Schloss Hof, Marchegg, Eckartsau, Orth und Niederweiden sind die fünf bekanntesten Marchfeldschlösser, die als das „Schlösserreich“ ein noch junges Touristenziel mit Steigerungspotenzial darstellen. Die Route des Schlössermarathon wurde so gelegt, dass die Sportler durch alle fünf Schlösser – also deren Gartenanlagen – laufen konnten, Ziel sollte Schloss Hof sein. Womit die Veranstalter allerdings nicht gerechnet hatten: Wenige Tage vor dem Sportevent erlebten die Donau-Anrainergemeinden ein Jahrhunderthochwasser, das den Fluss über die Ufer treten ließ, Dämme aufweichte und zu Großeinsätzen der Feuerwehren führte. Ein Dammbruch konnte gerade noch verhindert werden.

Jedoch: Der Schutzdamm an der Donau war nicht mehr zu belaufen, jene aufwändig restaurierte barocke Terrasse in Schloss Hof, wo das Fest hätte stattfinden sollte, hatte sich mit Wasser gefüllt und auch in der kleinen Gemeinde Markthof, über die der Zieleinlauf führen hätte sollen, hieß es Land unter. In letzter Sekunde änderten die Veranstalter die Route, sagten den Marathon ab und reduzierten auf den Halbmarathon. Christoph erreichte nach etwas über zwei Stunden siegreich das Ziel – nur ganz knapp hinter dem Erstplatzierten, einem Kenianer, der den Halbmarathon mit einer Zeit von 1:08:49 lief. Und schließlich: Wer zählt die Stunden? Der Weg ist das Ziel. Dabei sein ist alles… und so weiter.
Der Sieger…

…dann Christoph…
Mittlerweile hat Christoph zwar den Laufsport getreu seinem Lebensmotto – ganz oder gar nicht – wieder eingestellt und läuft… gar nicht. Ich selbst hab’s übrigens auch ein halbes Jahr mit dem Laufen probiert, denn es gibt doch nichts Einfacheres, um sich fit zu halten. Du brauchst keine Hallen, keine Geräte, keine Mitgliedschaft, kein Team. Nur Schuhe. Laufen kannst du bei jedem Wetter und fast überall. Tatsächlich hab ich die besten körperlichen Voraussetzungen für diesen Sport, denn binnen weniger Wochen Training hab ich locker eine Stunde durchgehend Laufen geschafft und bin dann auch einmal testhalber zwei Stunden gelaufen. Alles kein Problem. Oder doch. Unter uns: Ich finde es furchtbar öde. Zwei Stunden laufen ist einfach… fad. Es gibt doch so viele unterhaltsame Möglichkeiten, sich zu bewegen: Tennis, Schifahren, Tanzen, Reiten.

14 Wochen noch bis zum Tag X. Falls wir uns dazu entschließen, unser Fitnesstraining aufzunehmen, sollten wir jetzt rasch eine praktikable Sportart finden. FALLS wir uns entschließen.
Als Alternative zu einer überfluteten Marathonstrecke gäbe es da ja noch den Triathlon mit Schwimmen als Teildisziplin. Für Segler/innen sicher nicht die schlechteste Option. Ahoi ;-).
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😂 du hast recht, da sieht man wieder wie unflexibel die Veranstalter waren 😂
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