Unterwegs auf Energie-Sparflamme: Warum wir ein Luxusleben führen werden

Wusstet ihr, dass wir Europäer im Durchschnitt 130 Liter Trinkwasser pro Tag verbrauchen und davon fast die Hälfte ins Klo spülen? Dass wir nur vier Liter davon zum Essen/Kochen und Trinken brauchen? Welch Luxus! Ein Luxus, den jeder Österreicher jederzeit für wenig Geld und Aufwand hat und zugleich unglaubliche Ressourcenverschwendung. Auf Maha Nanda werden wir mit deutlich weniger auskommen müssen, ein faszinierender Gedanke. Umgeben von Wasser müssen wir unser Trinkwasser sorgsam einteilen und so sparsam wie möglich nutzen. Wir haben einen 100-Liter-Wassertank fürs Kochen, Zähneputzen und für die Katzenwäsche. Und wir haben drei Liter Trinkwasser pro Person und Tag. Die Klospülung ist, wie sich auch Nicht-Segler denken können, das geringste Wasser-Problem.

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Das bringt mich zur Überlegung, wie sehr sich unser Lebensstil in diesem einen Jahr auf Maha Nanda vom bisherigen unterscheiden wird. Wird dieses Jahr eine Zeit der Entbehrungen? In gewisser Weise ja, denn wir werden im absoluten finanziellen Spar-Modus leben und wir werden kein wohltemperiertes Raumklima auf Knopfdruck, kein Leben auf 140 Quadratmetern inklusive vollausgestatteter Küche, Wannenbad wann immer man fröstelnd heimkommt, Flachbildfernseher und gemütlichem Schwedenofen haben. Doch in Wahrheit tauschen wir unseren bequememen Alltag gegen ein Luxusleben. Wir gehen zwar das Risiko ein, ein Jahr lang auf ein geregeltes Einkommen zu verzichten, werden aber zugleich frei von unseren bisherigen Verpflichtungen sein. Wir werden nicht fünfmal die Woche zur gleichen Zeit vom nervtötenden Wecker-Geräusch geweckt. (Übrigens lässt sich Captain Christoph seit neuesten mit „All that Jazz“ aus dem Musical „Chicago“ wecken, was dazu führt, dass ich täglich um 4.30 Uhr wach liege und in Gedanken „Come on babe, why don’t we paint the town, …“ singe. Manchmal begleitet mich der Ohrwurm noch während des Zähneputzens oder am Weg in die Arbeit.) Wir werden nicht täglich den gleichen Weg zur Arbeit und wieder zurück fahren, nicht jeden Samstagvormittag beim BILLA an der Kassa in der Schlange stehen, wir müssen ein Jahr lang nicht Rasen mähen, Staub saugen, Fensterputzen und so weiter und so fort. Ist das nicht purer Luxus? Was ist dazu im Vergleich schon ein heißes Bad oder 22 Grad Raumtemperatur auf Knopfdruck?

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Beim Duschen bin ich ohnehin Sparmeister. Ich spare nicht einmal bewusst Wasser, aber ich frag mich, was man zehn Minuten unterm Tröpferlbad machen soll? Wer duscht so lange und warum? Bisher hat mir noch niemand gesagt, ich wäre ungepflegt und stinke (Falls das aber tatsächlich der Fall ist, wäre es jetzt eine gute Gelegenheit, mich darauf aufmerksam zu machen, liebe Freunde, Familienmitglieder und Arbeitskolleginnen!), aber ich brauche maximal drei Minuten. Das weiß ich deswegen so genau, weil die Duschen im Jachthaven Friese Hoek in Lemmer auf sechs Minuten eingestellt sind. Du wirfst eine 50-Cent-Münze ein und siehst dann auf der Minutenanzeige, wie viel Zeit dir bleibt. Ehrlich, so viel Hautoberfläche hab ich gar nicht, dass ich an mir sechs Minuten lang herumseifen und schrubben könnte – obwohl ich stolze 178 Zentimeter groß bin. Aber gut, dieses „Problem“ wird unterwegs sowieso wegfallen, da gibts dann nur die Kübel-Seewasser-Dusche.

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Aber auch beim Energiebedarf heißt es an Bord: sparen. Mit Landstrom sind wir ja auf der sicheren Seite, aber sind wir unterwegs, müssen wir mit dem auskommen, was wir selbst produzieren. Besser gesagt, was Sonne und Wind für uns produzieren. Es ist ein völlig neuer Zugang zum Energieverbrauch. Was benötigen wir wirklich und was ist darüber hinaus noch möglich?

Mit unserem Solarpaneel Sun Peak SPR und dem Rutland 504 Windgenerator werden wir unsere 12-Volt-Batterien laden und das muss reichen, um die Navigationsgeräte inklusive Autopilot, das Funkgerät und die Lichter, vor allem die Positionslichter, zu betreiben. Das war’s dann auch schon wieder. Dass wir Laptop und E-Reader laden werden, ist eigentlich unser einzige Strom-Luxus, der nicht überlebensnotwendig ist. Also ganz schön simpel – und dann doch wieder nicht. Da ich schon am Anschließen einer LED-Wandleuchte scheitere, ist mir die Technik von Windgenerator und Photovoltaik ein großes Rätsel. An dessen Lösung ich nur mäßig bis gar nicht interessiert bin.

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Für Technik Fans ein paar Eckdaten, mögen sie euch zur Information dienen. Ich bin halt die Frau der Worte, mit Zahlen stehe ich auf Kriegsfuß. (Mein ehemaliger Vorgesetzter, Chefredakteur der Bezirksblätter Mistelbach, hatte daher für meine Berichte, die mit Rankings und Tabellen verknüpft waren meist nur ein Seufzen übrig. Kein einziges Mal hatte ich es geschafft, fehlerlose Tabellen zu liefern; wie ich zu den Prozentangaben in den Berichten kam – und auch heute noch komme -, will ich gar nicht ausführen. An dieser Stelle schöne Grüße an meine Gymnasium-Matheprofessorin Ingrid Grießel! 😉

Windgenerator

Rutland 504 Windgenerator
Sicherheitsturbine aus nylonverstärktem Kunststoff, vibrationsarmer Generator

Batterieladung ab 2,2 m/s

Drehradius um den Mast: 255 mm 
-

Rotordurchmesser: 510 mm

Leistung: max. 80 Watt, bei 10m/s: 25 Watt 
-

Spannung: für 12V Batterien geeignet mit entsprechendem Laderegler

Gewicht: 3,5 kg

 

Solarmodule Sun Peak SPR

Photovoltaik-Module mit Rückkontakt-Siliziumsolarzellen

für 12 V- bis 48 V-Batterien in Off-Grid-Systemen

Spannung bei Maximalleistung 17,6 Volt

Strom bei Maximalleistung 6,5 Ampere

Maximale Nennleistung 110 Watt

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2 Kommentare

  1. Wir Langzeit-Segler/innen stehen manchmal wirklich vor kuriosen Problemen, von denen der durchschnittliche homo oeconomicus nicht einmal zu träumen wagt. Nicht nur die Frage, woher und wofür die Energie holen führt zu kreativen Lösungen, sondern nicht allzu selten auch die Frage, wohin mit den Resten? Nicht die Reste der Energie, sondern die anderen (Über-)Reste. Vor meiner Ostseeexpedition stehend, frage ich mich z.B. wohin mit dem „Grauwasser“! In Schweden ist das Abpumpen der Kloake in die See streng verboten. Gut so! Für Dänemark habe ich es noch nicht rausgefunden. Von Holland weiss ich, dass es eigentlich auch strengstens verboten wäre seit 2015. Wäre! Ich habe noch nie jemanden bei den Absaugstationen gesehen in den Häfen. In den Chatforen gibt es dazu eine Menge, zum Teil amüsante, zuweilen philosophische Ansätze, manchmal auch ganz einfach eklige Konzepte. Hat jemand zu diesem Thema einen schlauen Vorschlag?

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    1. Kennst du Marpol, das internationale Abkommen zur Verhütung von Meeresverschmutzung durch Schiffe? Da gibts für Nord- und Ostsee strenge Sonderregelungen. Aber bei uns stellt sich die Frage nicht, Maha Nanda hat keinen Fäkaltank, sie ist Baujahr 1980. Das heißt: im Hafen benutzen wir die Toilette nicht. Ganz einfach 😉
      Aber das Problem mit den Absaugstationen kenn ich auch aus Kroatien. theoretisch ist es dort verboten, die Fäkalientanks ins Meer abzulassen, und jedes Schiff muss mit eie´nem solchen ausgerüstet sein. praktisch gits fast keine Absaugstationen und wenn, sind sie verwaist. Und Kroatien hat eine unglaubliche Bootsdichte im Sommer. Will gar nicht wissen, was da bei Wasserproben in Ankerbuchten so alles gemessen würde :((

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