Es soll Leute geben, die wegen der „Sprachbarriere“ nicht in fremde Länder reisen. Und damit meine ich nicht Korea oder China, sondern Länder, die gar nicht so weit von unserem Österreich mit den vertrauten Idiomen weg sind (Obwohl: Ich tät mir schon überlegen, ob Vorarlberg eine gute Idee ist – wegen der Sprachbarriere und so), also zum Beispiel Portugal oder Kroatien. Und wisst ihr was? Wir waren schon in Kroatien und auch in Portugal und wir sprechen kein Wort kroatisch, auch nicht portugiesisch. Aber wir haben uns fast nie verirrt, sind nicht verhungert und haben meistens das Bestellte zu essen bekommen. So what?
Lustigerweise führt nicht die Sprach- sonder eher die Kulturbarriere in die Irre. Denn wer in einer nordindischen Großstadt nach dem Weg fragt, wird meistens bestens verstanden (wenn er englisch fragt), und grundsätzlich erfährt er auch im Detail den Weg… zur Post, zum Museum, zum Zentrum… Leider stimmt die Wegbeschreibung des öfteren nicht, im Kreis laufen und nie ankommen gehört in indischen Städten zum Standard-Touristenprogramm, denn es gilt als unhöflich, nicht zu helfen und wer nichts weiß, sagt halt irgendetwas. Hauptsache freundlich.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, zuzugeben, ein sprachliches Nackerpatzerl zu sein, als g’scheit daherzureden. Einer der ersten Urlaube mit Captain Christoph führte uns – mit kleinem Auto und kleinem Zelt – nach Frankreich an die Côte d’Azur. Ich sag’s wie’s ist: Ich habe vier Jahre lange im Gymnasium Französisch gelernt, habe sogar sehr erfolgreich die Französisch-Matura absolviert, aber sich in Frankreich verständigen??? Wir haben uns bei Nizza verfahren, haben eine Campingplatz gesucht, Navi gab’s damals sowieso noch keins, die Straßenkarte zeigte nur die fünf Hauptververkehrsrouten von ganz Frankreich, kurz: sie war nicht allzu detailliert. „Du fragst jetzt nach dem Weg, du kannst ja eh französisch“, ordnete mein genervter Captain und Autolenker an. Kein Problem! Scheibe runterkurbeln, einen Passanten freundlich grüßen und in fast fehlerfreiem Schul-Französisch fragen: „Exuse moi, comment faire….“ und so weiter. Der freundliche Mann freute sich offensichtlich sehr, zwei Österreicher mit exzellenten Sprachkenntnissen getroffen zu haben und erklärte uns in einem Wortschwall den Weg zum Campingplatz. Und es war nicht nur tout droit (geradeaus). Und was machte ich? Nachfragen traute ich mich nicht, ich hätte ohnehin auch beim zweiten Mal nicht mehr als beim ersten Mal verstanden – also lächelte ich höflich, nickte, bedankte mich und deutete Christoph, loszufahren. Der gab Gas, schaute mich an und fragte: „In welche Richtung?“ „Weiß ich nicht.“
Fruit und Fromage? Ist alles wurscht
Irgendwie haben wir – Sprachbarriere hin oder her – doch noch den Campingplatz und auch alle weitere in diesem Urlaub gefunden. Übrigens braucht meint Captain gar nicht so süffisant grinsen, wenn ich diese Anekdote erzähle, denn er selbst hatte ein Jahr Französich und war mit diesen exorbitanten Sprachkenntnissen, als er in irgendwann im vorigen Jahrhundert mit Freunden mit Interrail-Ticket quer durch Europa reiste, der ausgewiesene Französischexperte der Gruppe, was die Freunde dazu veranlasste, ihn mit dem allerletzten Geld, das sie noch zusammenkratzen konnten, Obst kaufen zu schicken. Denn, so dachten sie, Obst stillt Durst und Hunger gleichzeitig, also gut investierte letzte Francs. Christoph kehrte von seinem Einkauf mit einem großen Sackl voll – Käse zurück. Der sprachenbegabteste Captain von allen hatte „fruits“ mit „fromage“ verwechselt. Fängt ja beides mit „fr“ an, kann doch jedem passieren…

Ich versuche ja bei Reisen und im Urlaub immer ein paar Worte in der jeweiligen Landessprache zu lernen, das ist absolut interessant und man kommt so viel leichter ins Gespräch. Manche Worte hört man so oft, dass sie richtig ins Ohr gehen, zum Beispiel in der Metro in Prag „Prosíme, vystupte“. Womit ich meine Familie auch gerne unterhalte? In den klassischen Reiseführer wie Marco Polo gibt’s hinten immer einen Sprachschnellkurs, wo du nicht nur die wichtigsten Wörter findest sondern auch ein paar – angeblich – wichtige Sätze. Die lese ich dann an unpassenden Orten gerne mal laut vor, meist ist man eh von Touristen umgeben, wenn man im schönsten österreichisch-portugiesischen Akzent „Pode indicar-me un bom medico?“ oder „Pode rebobar-me até a oficina mais próxima?“ deklamiert.
Ich bin jedenfalls überzeugt davon, dass man überall auf der Welt zurechtkommt, ohne die Landessprache zu sprechen und ich bin mir trotzdem auch sicher, dass es von Vorteil ist, sich als Reisender ein paar Worte anzueignen. Ob türkisch oder kroatisch: Danke, kann man in jeder Sprache ganz leicht lernen. Schwierig könnte es allerdings in China oder Nordkorea werde, denn mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch ein Land zu reisen, dessen Schrift man nicht lesen kann und dessen Bevölkerung (zumindst am Land) nicht Englisch kann, ist sicher spannend. Dazu hab ich jedoch keine Erfahrungen, freu mich aber über Input von eurer Seite. ;))
