Man muss ein Fakir sein, um hier Gemüseeintopf zu kochen

Unser Urlaub ist vorbei. Vor zehn Tagen schrieb ich noch von der Bucht von Alvor, wo wir uns wie Urlauber fühlten. Drei ganze Tage lang. Ausnahmsweise. Denn Leute, glaubt mir: Unsere Reise ist vieles, aber kein Urlaub. Ich geb‘ euch ja recht. Wir haben hier in Portimao immer noch Sommer und ja, wir müssen nicht täglich um sechs Uhr aufstehen und in die Hack’n (Hochdeutsch: unbefriedigende Arbeit, Anm. ;)) fahren.

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Man at work. So schaut’s derzeit bei uns zu Hause aus.

 

Aber Faulenzen ist auch hier an der Atlantikküste nicht angesagt. Vielleicht ist es auch nur so eine Art Übersprunghandlung – denn das Warten auf Ersatzteile und Techniker zermürbt. Wie dem auch sei, wir vertreiben uns die Wartezeit mit Arbeiten. Christophs To-Do-Liste ist endlos lang und er werkelt den ganzen Tag, hat unter anderem sämtliche Kabel, die irgendwie mit unserem Batteriesystem in Verbindung stehen, erneuert. Und damit mit beim Zuschauen nicht langweilig wird, haben wir jetzt ein weiteres arbeitsintensives Projekt in Angriff genommen, an dem sogar ich technisches Nackerpatzerl freudvoll teilnehmen kann: Bilgebretter streichen. Die alten waren dem Captain schon lange ein Dorn im Auge, beleidigten quasi sein Künstlerauge. Daher werden die braunen, zerkratzen und schäbigen Dinger runderneuert. Da wir mittendrin in der Arbeit sind, müsst ihr euch noch ein bisschen gedulden, bis ich den neuen Glanz in unserer Hütte posten werde, aber es wird…

Hilfe, es ist ungemütlich!

Bis es soweit ist, leben wir in unseren ohnehin nicht gerade großzügig bemessenen vier schwimmenden Wänden ziemlich ungemütlich. Denn der farbfanatischte aller Ehemänner ist nicht zu bremsen und beginnt an allen Ecken gleichzeitig zu werken und keine Oberfläche ist vor ihm sicher: Stahlträger, Holz, Verkleidungen, Boden, Bilge – irgendwo ist überall gerade frische Farbe und der Weg zur Toilette, zum Kühlschrank und zur Koje gleicht einem Hindernisparcours mit Farbfalle.

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Balance-Übungen beim Kochen halten fit.

Leider ist auch die Pantry derzeit nur mit Mühsal zu betreten und es ist nur meinem bekanntermaßen äußerst ausgeprägtem Wunsch nach ausreichendem und gutem Essen zu verdanken, dass ich in dieser eines Fakir würdigen Ecke unserer Maha Nanda längere Zeit verweile, auf den Stahlträgern balanciere und – das muss einmal gesagt werden – äußerst schmackhafte Speisen zubereite.

Tipp von Maha Nandas persönlichem Chefkoch

Wer braucht schon Google, wenn er den Chef des Wiener Haubenlokals Door No. 8 an der Angel hat? Wie in diesem Blog schon ein paarmal erwähnt: Ich brauche einfach eine What’s App an Küchen-Geheimwaffe Daniel schicken und postwendend kommt das Rezept.

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Diesmal lautete die Frage: Hast du ein unkompliziertes Rezept für einen Gemüseeintopf.

Daniel: Welches Gemüse hast du zu Hause?

Ich: Bin gerade beim Einkaufen, kaufe alles, was du sagst.

Und hier das Rezept:

1 kleine rote Zwiebel

1 Kohlrabi

4 Karotten

1 Tomate

2 Kartoffeln

Petersilie

 

Alles kleinscheiden, mit einem halben Liter gesalzenem Wasser kochen, pfeffern und zum Schluss Schlagobers dazugeben. Als Bonus passen dazu gebratene Speckstreifen, Chili und/oder Dille.

Ein bisschen musste ich improvisieren, denn Kohlrabi gab’s nicht, also nahm ich Brokkoli, ebenso bekommt man in Portugal keine Dille, stattdessen verwendete ich Schnittlauch. Dazu gab’s frisches Baguette. Ein perfektes Algarve-Spätsommer-Essen.

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Gemüseeintopf à la Daniel

 

 

 

8 Kommentare

  1. Das Rezept probiere ich sicher aus.Das fertige Gericht, serviert im Gmundner Teller hat mir eine Überschwemmung im meinem Mund beschert. Lustig fand ich, Uli, die Farbe bei deinen Haxerln, ein Fehltritt und du brauchst deine Nägel nicht mehr lackieren
    Alles Liebe für euch und liebe Grüße Elfriede.

    Gefällt 1 Person

  2. Hallo, Ulli!
    Deine Beiträge sind so ein Lese-Genuss, dass man meinen könnte, mit an Bord zu sein. Vielen Dank und noch viele schöne, gefahrlose Seemeilen.
    Bin übrigens heuer im Sommer erstmals mit Freunden ein bisschen vor Kroatien herumgeschippert – kein Vergleich zu eurem Törn… Fazit: 6 Mundart-Gedichte von Herbert Eigner vertont und zu Songs gemacht, die am 6. November im Rahmen der Buchpräsentation auch erstmals erklingen werden. (vielleicht mag ja wer von Deiner ehemaligen Redaktion vorbeikommen?) und die Erkenntnis, dass ich nicht „seefest-bin“ ;-|
    Daher und umso mehr…HUT AB vor eurem Abenteuer und herzliche Grüße aus dem Marchfeld.
    LG, Peter Dollack >

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  3. Na ja nun ist es vorbei. Von dieser Seereise werdet ihr ein Lebenlang etwas zu erzaehlen haben.
    Ist wohl auch nicht so einfach auf einer kleinen Flaeche fuer lange Zeit miteinander auszukommen – oder? lach! Viel Spass bei der Heimreise. Gruesst mir meine alten Freunde in der Heimat
    Karlheinz,Canada (Ex red Devil)

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