Maha Nanda im Regatta-Modus

Stürmische Tage in Galizien. Stört uns allerdings nicht weiter, denn wir liegen sicher wie in Abrahams Schoß im Hafen von Ribadeo. Niemand bei Verstand hat wohl etwas gegen ein, zwei Tage Aufenthalt in Ribadeo, denn das Städtchen ist zauberhaft. Überhaupt ist die asturische Küste wunderschön, hinter der teils felsigen, teils bewaldeten Steilküste erhebt sich das kantabrische Gebirge und unsere Augen erfreuen sich an den grünen Bergen. Haben wir schon lange nicht mehr im Blick gehabt. Wie lange? Mir fällt gar nicht ein, wenn wir zum letzten Mal richtige Berge gesehen haben… In Holland jedenfalls nicht, Belgien? Frankreich? England? Vielleicht irgendwann im Schiurlaub vor vier Jahren?

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Morgenstimmung in Puerto Cudillero, Nordspanien.

Jetzt also 2000-Meter-Gebilde über dem Meer, dazu richtiger Sommer. Wir sind glücklich.   Richtig im Freudentaumel waren wir aber kurzfristig beim Ablegen in Gijón am Weg nach Puerto de Cuillero, denn wir starteten mit – nicht angekündigtem, eh klar – perfektem Wind. Bei 5 Beaufort kam Maha Nanda so richtig in Regatta-Laune und legte einen Speed von beinahe 7 Knoten hin, ein Feeling, das ich mir doch glatt nicht nehmen, ließ und daher unseren guten Pierre deaktivierte. Wenn schon richtig segeln, dann per Hand.

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Maha Nanda und Steuerfrau Ulli im Geschwindigkeits-Rausch.

Apropos Regatta-Lauen. Wie stellt man sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Maha Nanda und einem Fischerboot vor? Für Zuschauer wohl nur gemäßigt spannend, da etliche Stunden dauernd. Gut, vielleicht nicht etliche Stunden, aber zumindest sehr, sehr lange. Denn wenn ein Schleppnetz-Fischer partout entscheidet, genau dann steuerbords parallel zu deinem Kurs fahren zu wollen, wenn du den Kurs Richtung Steuerbord ändern willst, musst du Gas geben. Achterlich vorbeizuschlüpfen ist angesichts des Netzes, das du garantiert nicht um den Propeller gewickelt haben willst, nicht empfehlenswert.

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Traditionelle Boote mit Luggersegel, Ribadeo, Nordspanien

Der Fischer fährt stur seinen Kurs und seine Geschwindigkeit, so viel ist klar. Warum sollte er sich auch von zwei lächerlichen Österreichern, die sich einbilden, jetzt gerade mit ihrem uralten Stahlding seinen Weg kreuzen zu müssen, aus dem Konzept bringen lassen? Leider ist das Fischerboot mit zirka 4,5 Knoten unterwegs und unsere Höchstgeschwindigkeit mit Motor – ohne den alten Bukh an die Grenze seiner Belastbarkeit bringen zu wollen – beträgt 5 Knoten. Verbissen duckt sich der Captain hinter der Sprayhood, eine Hand am Gas, die andere am Steuerrad, immer wieder einen Blick nach Steuerbord riskierend, während sein Gegner pfeifend, ohne uns eines Blickes zu würdigen, Kurs hält. Millimeterweise kriechen wir vorwärts, Schweißtropfen bilden sich auf der Stirn des Steuermanns. Noch ein paar  Fuß, dann… Mit triumphierendem Grinsen legt der Captain Ruder hart Steuerbord und kreuzt vor des Fischerbootes Bug dessen Kurs, dem geschlagenen Gegner jovial zuwinkend. Die fünfstündige Aufholjagd wurde erfolgreich abgeschlossen. (Übertreibungen sind in diesem Fall möglich, aber eher unwahrscheinlich.)

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Puerto de Cudillero, Nordspanien

Zurück zum Schlag nach Puerto de Cudillero. Wir erreichten das kleine Dorf, als der Wind am späten Nachmittag einschlief, in absolut ruhiger Abendstimmung. Für den unplausiblen Fall, dass ihr das weltberühmte Puerto de Cudillero nicht kennt (wir hatten bis vor zwei Tagen noch nie davon gehört): An einem begrünten Steilhang, verteilen sich die Häuser mit bunten Fenstern wie übereinander geschachtelt bis hinunter zur Küste, im Vordergrund ist ein Leuchtturm zu sehen, im Dorf gibt’s eine Kirche und etliche Tavernen. Der Fischerhafen ist so klein, dass wir – obwohl nur fünf Yachten am Steg liegen, nur mehr an der Betonwand, wo die Fischerboote festmachen, ein Plätzchen finden. Macht nichts. Zwar wandern wir in der Nacht einmal die Betonwand zwei Meter rauf, dann wieder zwei Meter runter, aber ansonsten ist alles friedlich, hier in Cudillero. Auch die Fischer haben kein Problem damit, dass wir hier zwischen ihnen eingekeilt übernachten, fragen nur neugierig nach, welche Flagge denn diese Rot-Weiß-Rote ist.

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Unorthodoxer Liegeplatz im Fischerhafen von Cudillero.

Weil gerade ein hässliches Tief von Westen Richtung Biskaya in Anmarsch ist, starten wir früh los, um bis Ribadeo zu kommen und – wir haben perfekt kalkuliert. Auf den letzten vier Meilen setzt böiger Wind bis 6 Beaufort ein, der Atlantik wird spürbar ungemütlicher, die ersten Ausläufer des Tiefs sind da. Der aktuelle Stand der Dinge: Ribadeo liegt an der Westseite des Flusses Ria del Eo, der die Grenze zwischen Asturien und Galizien bildet. Derzeit kachelte mit Windstärke 7 bis 8, wir befinden uns also in Warteposition.

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Unter der Brücke durch am Weg zur Hafeneinfahrt von Ribadeo
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Ribadeo, Nordspanien

 

 

 

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